Mit diesem Buch-Projekt widmen sich der Fotograf Stefan Oláh und der Kunst-
historiker Sebastian Hackenschmidt einer erstaunlicher Weise wenig beachteten architektonischen Besonderheit der Stadt Wien: Obwohl Würstelstände ein charakte-
ristischer Bestandteil des Wiener Stadt-
bildes sind und sogar als „Sehenswürdig-
keit“ für Touristen gelten, sind sie – anders als etwa das Wiener Kaffeehaus – bislang eher spärlich in Buchform dokumentiert und publiziert worden. Vielleicht liegt diese Marginalisierung in ihrer Bauweise be- gründet: So gut besucht die Würstelstände bisweilen auch sind, so provisorisch wirkt ihre Architektur, die am ehesten mit einem Kiosk verglichen werden kann.
Während viele Würstelstände eine beachtliche Auswahl verschiedener Wurst- sorten und verwandten fleischlichen Spezi- alitäten zu bieten haben, sind die Über- gänge zu Dönerbude, Pizzaservice, Asia- Nudel-Box oder Hamburgerstand längst fließend geworden. In die fotografische Auswahl des Buchs kamen aber ‚natur- gemäß‘ nur Imbissbuden, an denen es auch wirklich Wurst in irgendeiner Form zu kaufen gibt. Das Buch-Projekt „Fünfund- neunzig Wiener Würstelstände“ versteht sich dabei weder als Führer zu speziellen Wiener Sehenswürdigkeiten oder Geheim- tipps, noch als komplettes Verzeichnis aller Wiener Wurstbuden, sondern als konzeptu- elles Künstlerbuch, das die typischen Wiener Würstelstände in ihrer Charakte- ristik erfasst und in ästhetisch adäquater Weise vermittelt. Ganz in diesem Geist hat der in Wien lebende Künstler Daniel Spoerri – Experte in allen Angelegenheiten zwischen Kunst und Kulinarik – einen kurzen Beitrag für die Publikation verfasst, in dem es um nichts Geringeres geht als um „das Wiederkauen von Leben und Tod“.
Mit Texten von Daniel Spoerri, Sebastian Hackenschmidt, Tex Rubinowitz und Leo Weidinger.